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Mikroorganismen im Magen-Darm-Trakt

Eine Infektion mit Coronaviren kann zu einer Störung des Darmmikrobioms führen. © ArtemisDiana / iStock / Getty Images Plus

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COVID-19: Dysbiose im Darm kann Langzeitfolgen verursachen

Das Coronavirus oder auch SARS-CoV-2 ist ein ansteckendes Virus, welches vor allem für eine Erkrankung der Atemwege sorgt. Jedoch ist inzwischen auch bekannt, dass sich das Virus auf den ganzen Körper auswirken kann und auch der Gastrointestinaltrakt von der Erkrankung betroffen ist. Eine Störung des Darmmikrobioms durch eine Coronainfektion kann auch nach der akuten Erkrankung zu Komplikationen führen.

Auch wenn die Coronaviren hauptsächlich die Lunge angreifen, schädigen sie in vielen Fällen ebenfalls andere Organe wie das Herz, den Darm, die Haut oder auch die Nieren. 60 Prozent der Betroffenen berichten über Auswirkungen auf den Verdauungstrakt. In verschiedenen Studien konnte nachgewiesen werden, dass eine Infektion mit SARS-CoV-2 zu einer Störung des Darmmikrobioms führen kann, welche über einen positiven Nachweis des Coronavirus hinaus anhält.

Gesundes Darmmikrobiom wichtig für die Gesundheit

In den letzten Jahren zeigte sich mehr und mehr, dass ein gesundes Darmmikrobiom unentbehrlich für die Gesundheit ist. Das sogenannte intestinale Mikrobiom umfasst alle Mikroorganismen, die im Verdauungstrakt angesiedelt sind. Dazu zählen Bakterien, Viren, Protozoen und auch Pilze. Diese befinden sich in einem Gleichgewicht und wirken miteinander. Das Darmmikrobiom sorgt unter anderem dafür, dass keine schädlichen Stoffe über die Darmbarriere ins Blut gelangen und sich im Organismus ausbreiten können.

Aber auch die Produktion von Vitaminen oder ein Schutz vor pathogenen Mikroorganismen wird dem Mikrobiom zugeschrieben. Es ist inzwischen bekannt, dass verschiedene Faktoren wie die Ernährung, die Genetik, Medikamenteneinnahmen oder auch Stress das Mikrobiom beeinflussen. Forscher fanden heraus, dass die Vielfalt des Mikrobioms bei schwer erkrankten COVID-19-Patienten abnimmt.

Ungleichgewicht im Darm

Nun konnte nachgewiesen werden, dass über die Lungen-Darm-Achse, über welche eine bidirektionale Interaktion besteht, eine COVID-19-Erkrankung zu einer Dysbiose, also einer Störung des Darmmikrobioms führen kann. Die Dysbiose wiederum kann zu einer defekten Immunantwort in der Lunge sorgen und zu Komplikationen bei der Erkrankung führen.

Zudem kann dieses entstehende Ungleichgewicht im Darm nachfolgend weitere Erkrankungen wie Diabetes, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen oder Adipositas zur Folge haben. Eine Studie aus China zeigte, dass bei einer Dysbiose nach einer Coronainfektion nützliche Bakterien dramatisch zurückgehen, während es zu einem Anstieg an Pilzen wie Candida albicans oder auch entzündungsfördernder Bakterien kam.

Eine weitere Studie aus Hongkong zeigte, dass ein schwerer COVID-19-Verlauf mit einer Störung des Mikrobioms sowie einem starken Anstieg entzündungsfördernder Substanzen einherging, welche über die Coronainfektion hinaus nachweisbar waren. Diese Entzündungsfaktoren wiederum scheinen einen Einfluss darauf zu haben, wie schwer eine COVID-19-Erkrankung verläuft. Die Dysbiose stört erheblich die Darmbarrierefunktion. Dadurch können pathogene Bakterien die Barriere überwinden und ins Blut gelangen, was wiederum zu bedrohlichen Sekundärinfektionen führen kann.

Stärkung des Mikrobioms

Mit diesem Wissen um einen Zusammenhang zwischen der Infektion mit Coronaviren und dem Darmmikrobiom ergeben sich neue Ansätze für eine Therapie. In mehreren Studien wird untersucht, ob eine Stärkung des Mikrobioms präventive Wirkung haben kann.

Weiterhin untersuchen Wissenschaftler, ob die Behandlung mit Probiotika bei COVID-19-Infektion die Barrierefunktion der Darmwand stärken kann und dadurch antientzündliche Effekte ausübt. So zeigte eine kürzlich publizierte Studie, dass die Gabe von Probiotika die Symptome bei Infektionen des oberen Respirationstraktes signifikant reduzieren kann.

Heike Lachnit


Quellen:

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