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Medikament wirkt auch in geringen Mengen

Etwa acht Prozent aller soliden Tumoren zeigen Veränderungen im Erbgut des BRAF-Gens, die als therapeutische Zielstruktur genutzt werden können. © KatarzynaBialasiewicz / iStock / Thinkstock

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Haarzell-Leukämie: Medikament wirkt auch in geringen Mengen

Die Haarzell-Leukämie (HCL) ist eine seltene Blutkrebsart. Bei fast allen HCL-Erkrankten liegen Mutationen des BRAF-Gens vor, die einen wichtigen Signalweg überaktivieren und damit das Wachstum von Krebszellen begünstigen. Daher eignet sich die Krebsart besonders gut, um die Wirkung des BRAF-Hemmers Vemurafenib zu erforschen.

Ärzte und Wissenschaftler des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg, des Universitätsklinikums Heidelberg und des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Zusammenarbeit mit einer Reihe europäischer Zentren untersuchten den Therapieverlauf von 21 HCL-Patienten.

Sie konnten zeigen, dass bereits niedrige Dosierungen des Medikaments Vemurafenib den Signalweg hemmen können und die Wirkung bei den HCL-Patienten unabhängig von der Dosierung war.

Noch ungeklärt war bislang die Frage, welche Dosierung des Medikaments Vemurafenib ausreicht, um das B-Raf-Protein zu hemmen und damit den überaktivierten Signalweg zu stoppen. „Klinische Studien arbeiten in der Regel mit festgelegten Medikamentendosen. Das Ziel unserer Studie war es, die Remissionsrate und den Effekt auf die mutierten Zielzellen in Abhängigkeit von der Dosierung zu untersuchen“, erklärt Professor Thorsten Zenz von der Medizinischen Klinik V des Universitätsklinikums Heidelberg und der Abteilung Translationale Onkologie des DKFZ/NCT.

Etwa acht Prozent aller soliden Tumoren zeigen Veränderungen im Erbgut des BRAF-Gens, die als therapeutische Zielstruktur genutzt werden können. Die Mutation des B-Raf-Proteins an der Aminosäureposition 600 aktiviert einen Signalweg besonders stark, der am Wachstum und Überleben von Zellen beteiligt ist.

Dies kann in Kombination mit weiteren Mutationen zu unkontrolliertem Zellwachstum und somit der Entstehung von Krebs führen. Fast 50 Prozent aller fortgeschrittenen Melanome, dem schwarzen Hautkrebs, besitzen eine Mutation im BRAF-Gen. Bei diesen Patienten setzen Ärzte den spezifischen BRAF-Hemmer Vemurafenib bereits ein.

Bei der Haarzell-Leukämie (HCL), ihr Name leitet sich von dem charakteristischen Aussehen der Zellausläufer der Krebszellen ab, liegen bei 95-100 Prozent aller Erkrankten ebenfalls Mutationen des BRAF-Gens vor. Auch hier wird Vemurafenib als zielgerichtete Therapie gegen das fehlerhaft aktivierte B-Raf-Protein als Behandlungsoption verwendet.

QuelleNationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT)

Weitere Informationen

Publikation: Dietrich S, Pircher A, Endris V et al.; BRAF inhibition in refractory hairy-cell leukemia; Blood, 2016; DOI: 10.1182/blood-2015-11-680074

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