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Ost trifft West in Dubai

Dubai am Persischen Golf: In der größten Stadt der Vereinigten Arabischen Emirate fand die Medizinmesse Arab Health statt. © typhoonski / iStock / Thinkstock

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Arab Health-Messe: Ost trifft West in Dubai

Eine der drei größten Medizinmessen weltweit, die Arab Health, fand Ende Januar 2016 zum 41. Mal statt. In Dubai kamen circa 130000 Fachbesucher zusammen; 4000 Aussteller aus 163 Ländern präsentierten Neues und Bewährtes. Gleichzeitig tagte am gleichen Veranstaltungsort die Laborausstellung Medlab mit vielfältigem Konferenzprogramm.

Technische Innovation auf der Arab Health: die Prothesenhand „i-limb bionic hand“ von Touch Bionics. © Mirjam Bauer

Eröffnet wurde das Veranstaltungs-Duo von seiner Hoheit Scheich Hamdan Bin Rashid Al Maktoum, Vizeregent von Dubai und Finanzminister der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Humaid Al Qatami, Vorstandsvorsitzender und Generaldirektor des Gesundheitsministeriums von Dubai, versicherte: „Dubai – eine der modernsten Städte mit herausragenden wissenschaftlichen und kulturellen Angeboten – ist der geeignete Ort für exzellenten Austausch auf höchstem Niveau, wie es eine Gesundheitsplattform dieser Größe fordert.“

In diesem Jahr gab es erstmalig eine 3D-Druck-Zone und eine gleichnamige Konferenz. Die 3D-Drucktechnik steht in der Medizin nach einer ausgedehnten Phase von Theorie und Tests endlich auch praktisch zur Verfügung und „hilft Ärzten, Patientenleben zu retten“ – so die Anbieter. Unter anderem wurden menschliche Leber-, Herz- oder Knochenmodelle ausgestellt. 3D-Modelle unterstützen vielfältig: Patienten und Angehörige verstehen beim Anblick der Organe komplexe Prozeduren besser.

Ferner ermöglichen sie praktisches Training und verbessern Lehre, Ausbildung und Forschung besonders für Pflegepersonal und Ärzte. Künftig sollen 3D-gedruckte Organe menschliche Spenderorgane ersetzen.

Technische Innovationen

Mit zwei lenkbaren Armen: der 3D-Röntgenroboter Multitom Rax von Siemens. © Mirjam Bauer

Ein Highlight war die Demonstration der Prothesenhand „i-limb bionic hand“ der Firma "Touch Bionics" aus Großbritannien, die wie eine natürliche Hand aussieht und jeden Finger einzeln bewegen kann. Sie erledigt feinmotorische Aufgaben wie das Schuhebinden und wird per App gesteuert.

Ähnliche Funktionen bietet ein Roboter-Handschuh der Firma Bioservo aus Schweden, der Patienten beispielsweise nach einem Schlaganfall oder bei Rheuma unterstützt. Dieser verstärkt die Greif- und Hebefunktion mit elektrischem Antrieb.

Außerdem wurden der telemedizinisch steuerbare Ultraschallroboter Melody Expert von AdEchoTech und der 3D-Röntgenroboter Multitom Rax mit zwei lenkbaren Armen von Siemens vorgestellt. Das „Twin Robotic X-Ray System“ ermöglicht die Lagerung von Patienten ohne manuellen Eingriff und bewegt sich während der Aufnahmen um den Patienten herum. Es wurde erstmals beim RSNA in Chicago präsentiert, in Europa wird es auf dem ECR im März zu sehen sein.

Deutsche Beteiligung

Melanie Huml freute sich über die Teilnahme vieler bayerischer Unternehmen an der Arab Health. © www.melanie-huml.de

300 Aussteller aus Deutschland, darunter 100 bayerische Unternehmen, reisten in die VAE. Die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml freute sich über die starke Beteiligung ihres Bundeslandes und will die künftige Teilnahme weiter unterstützen. Der Austausch vor Ort sei wichtig, hier gebe es gute Kontakte und Exportmöglichkeiten.

Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit (BMG) Lutz Stroppe und Ministerialdirektor Oliver Schenk bestätigten: Auch das Bundesministerium investiere weiter in Bildung und Gesundheit. Telemedizin und Digitalisierung seien globale, wichtige Trends. Eine internationale Konferenz zur Wissensweitergabe fand am Dienstag, den 26. Januar 2016, statt.

Beteiligt waren neben dem Ministerium die Berliner Charité und Saudi-Arabien. Ziel ist die Facharztausbildung für Mediziner aus der Region am Golf mit Vertrauensbildung und Bindung an die deutsche Medizintechnik.

Diagnostikschwerpunkt Genetik

Eingang zur Medlab: breites Spektrum der Labormedizin. © Mirjam Bauer

Die Laborausstellung „Medlab" mit vielfältigem Konferenzprogramm bot über vier Tage Vorträge mit verschiedenen Schwerpunkten: Labormanagement, Molekulardiagnostik, Klinische Mikrobiologie und Immunologie, Histopathologie, Klinische Chemie und Hämatologie zeigten das breite Spektrum der Labormedizin. Auch die Ausstellung beinhaltete beeindruckende Geräte, wie beispielsweise die Probenstraße von Siemens.

Viele Diagnostikhersteller aus Europa setzen in Arabien ihre Produkte ab, Biotechnologie und Immunologie erleben hier einen starken Auftrieb. Gentests sind stark gefragt, weil sie bei Patienten krankheitsverursachende Genveränderungen identifizieren können und eine bessere Behandlung ermöglichen. Der nicht invasive Pränataltest Harmony von Bioscentia etwa ist seit Mai 2015 auf dem deutschen Markt. Er klärt die Ursache von genetischen Defekten wie dem Down-Syndrom schon während der Schwangerschaft auf – eine wichtige Frühdiagnose bei der häufig vorkommenden Blutsverwandtschaft im Orient. 

Labortechnik – Qualität aus Deutschland in der Welt

Bereits seit zehn Jahren arbeiten Tochterlabore großer Laborketten wie Synlab und Bioscentia in der Region. Besonders geschätzt werden Expertise und Spezialuntersuchungen, nicht allein die Routinediagnostik. Labore, die Massenspektrometrie, genetische Tests oder Fachwissen bei der Diagnose komplizierter Stoffwechselerkrankungen anbieten, sind besonders gefragt. Die Zusammenarbeit mit deutschen Partnern und der aufwendige Versand nach Europa lohnen sich. Universitäre Labore haben oft Kapazitäten bei aufwendigen, modernen Technologien frei, und eingesandte Proben leisten einen Beitrag zur besseren Auslastung.

Weit über die Grenzen Europas anerkannt sind deutsche Normen. Instand, die Gesellschaft zur Förderung der Qualitätssicherung in medizinischen Laboratorien e. V. und Referenzinstitution, nahm bereits zum zweiten Mal an der Ausstellung in Dubai teil. Vorstandssekretärin Michaela Wälter erklärte: „Auf freiwilliger Basis haben bereits 80 Länder die deutsche Ringversuchsmethodik übernommen, um ihre Richtigkeit zu überprüfen. Jordanien arbeitet seit fast vier Jahren mit der RiliBÄK 2008.“

Das Instand-Referenzlabor führt Messverfahren an verschiedenen Körperflüssigkeiten sowie in Referenz- und Kontrollmaterialien durch. Dies dient der Zielwertermittlung in der externen Qualitätssicherung medizinischer Laboratorien (Ringversuche) und der Evaluierung beziehungsweise Kalibrierung von Geräten sowie Reagenzien, die in Laboratorien eingesetzt werden. Auch andere Qualitätsrichtlinien wie die Zertifizierung nach DAkkS (Deutsche Akkreditierungsstelle) sind gefragt und werden übernommen.

Akkreditieren heißt wörtlich „Glauben schenken“ und gilt als Bestätigung, dass Normen – in medizinischen Laboren vor allem die DIN EN ISO 15189, 17025 und 22870 – eingehalten werden. (Regelwerk) „Qualität bedeutet, dass Blutspender gesund bleiben und Patienten gesund werden – durch sach- und fachgerechte Diagnostik“ so abschließend Prof. Dr. Heinz Zeichhardt, Leiter der Sektion Qualitätskontrolle in der Virusdiagnostik an der Charité Berlin, zu dieser Thematik. 

Die nächste Arab Health findet vom 30. Januar bis 2. Februar 2017 wieder im Dubai International Convention & Exhibition Centre statt.

MBA

www.arabhealthonline.com 

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