Herpesviren sind weit verbreitete-Pathogene, die schwere Krankheiten bei Mensch und Tier verursachen. Nach der initialen Infektion etablieren Herpesviren eine ruhende (latente) Infektion, was ihnen einen lebenslangen Fortbestand im Wirt erlaubt. Die sporadische Reaktivierung der Viren aus der Latenz sichert die Verbreitung zu neuen empfänglichen Individuen.
Benedikt Kaufer entdeckte mit Kolleginnen und Kollegen einen neuartigen Mechanismus, der die Erhaltung des Virusgenoms durch dessen Integration in die Telomere der Wirtschromosomen ermöglicht.
Einer dieser Herpesviren ist das humane Herpesvirus 6 (HHV-6), das das Dreitagefieber (Roseola Infantum) bei Kleinkindern hervorruft, dabei eine Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) verursachen kann und mit einer Reihe weiterer Erkrankungen assoziiert ist.
Ferner ermöglicht dieser Mechanismus die Integration des HHV-6-Virus‘ in Keimzellen, was dazu geführt hat, dass etwa ein Prozent der Weltbevölkerung dieses Virus in jeder Zelle des Körpers trägt.
Entwicklung therapeutischer Ansätze
Im Rahmen von Benedikt Kaufers ERC-Projekt werden neuartige Techniken verwendet und etabliert, um den Mechanismus der Integration zu erforschen und therapeutische Ansätze zu entwickeln. Die Wissenschaftler wollen auf visueller und epigenetischer Ebene entschlüsseln, was mit dem Virusgenom während der Integration geschieht.
Zudem sollen die viralen und zellulären Faktoren identifiziert werden, die die Integration und Reaktivierung beeinflussen. Ziel ist es, eine Methode zu entwickeln, mithilfe derer das integrierte Virusgenom aus den infizierten Zellen entfernt werden kann.
Die gewonnen Ergebnisse sollen anhand des sogenannten Marek’s disease Virus, einem dem HHV-6 Virus verwandten Herpesvirus, das Hühner infiziert und auch in die Telomere der Wirtszelle integriert, im Tiermodell bestätigt werden.
Der Europäische Forschungsrat bewilligte europaweit 291 Projekte mit einer Gesamtfördersumme von 429 Millionen Euro. Die meisten Zusagen gingen nach Großbritannien und Deutschland mit 48 Grants und 47 Grants; auf die Plätze drei und vier kamen die Niederlande (32) und Frankreich (29).
Quelle: Freie Universität Berlin